Im gewässerreichen Flachland Zentralmecklenburgs durchströmt der kleine
Fluß Trebel eine weitläufige Niederung mit ausgedehnten, moorigen Wiesen.
Dieses Gebiet wurde der vor Zeiten noch mäandrierenden Trebel durch Flußbegradigungen
und Eindeichung des südlichen Fluß- und Kanalufers abgetrennt. Die dadurch
vor der üblichen Frühjahrsüberflutung geschützte Fläche konnte
nach der Trockenlegung landwirtschaftlich genutzt werden. Da der Untergrund dieser
neuentstandenen Polder ein riesiges Durchströmungsmoor darstellt, trat über
die Jahre das ein, was naturgemäß zu erwarten war. Die nunmehr mit Luftsauerstoff
in Berührung kommenden Torfflächen begannen unter Freisetzung erheblicher
Nährstoff- vor allem Stickstoffmengen zu mineralisieren. Der Körper des Durchstömungsmoores
begann zu schrumpfen, das Moor degradierte. Durch diese Degradation sank mit der Zeit
die Oberfläche der nutzbaren landwirtschaftlichen Fläche ab, teilweise bis
unter den Wasserspiegel des Flüßchens. Um die Flächen noch weiter nutzen
zu können, wurden das gesamte Gebiet mit einem dichten Netz von Entwässerungsgräben
durchzogen und das Wasser mit Schöpfwerken in den Fluß zurückgepumpt.
Im Verlaufe vieler Jahre bildeten sich in diesen Entwässerungskanälen eine
eigene, reichhaltige Flora aus. Besonders im Mai fallen ausgedehnte Bestände der
Wasserfeder Hottonia palustris gemeinsam mit dem Hahnenfuß Ranunculus
trichophyllus aber auch das ährigeTausendblatt Myriophyllum spicatum
und die eingeschleppten Elodea canadensis Michaux fil. auf. Der Rand der Gräben
wird von den unterschiedlichsten Sumpfpflanzen besiedelt. Iris pseudacorus und
Rumex hydrolapatum bilden mit Cicuta virosa und Sium latifolium
ausgedehnte Bestände, zwischen denen die leuchtend gelben Blütenstände
von Lysimachia vulgaris auffallen. Die relativ steilen Ufer werden von den schildförmigen
Blättern des Wassernabels Hydrocotyle vulgaris bedeckt, der an verschiedenen
Stellen dichte Matten gemeinsam mit Lysimachia nummularia bildet. Die Feuchtwiesen
selbst beherbergen eine Unzahl von Pflanzen, von denen nur einige wenige genannt werden
sollen. So hat die Trebelniederung des größte ostdeutsche Vorkommen der
Blauen Himmels- oder Jacobsleiter Polemonium caeruleum. An den immer feuchten
Ufern der Entwässerungsgräben und der ehemaligen Torfstiche wächst,
manchmal in großen Gruppen die Kuckucks- Lichtnelke Silene flos- cuculi
neben der noch sehr häufigen Roten Lichtnelke Silene dioica.
Recht auffällig wird auch die Gelbe Wiesenraute, Thalictrum flavum. Die
sattgrünen Stauden der Boraginacee Symphytum officinale besitzen beim näheren
Betrachten interessante Blütenstände in verschiedenen Blauvarianten aber
auch reinweiß. Leuchtend gelbe Korbblütler, aber auch verschiedene Ranunculaceen
und kleine Knöteriche verleihen der weitläufigen grünen Fläche
ein interessantes Aussehen. Je weiter man in Richtung Trebel vorankommt, um so stärker
verändert sich die Flora der Entwässerungsgräben. Da, wo die Pegelschwankungen
der Prile nicht mehr so stark sind, daß Teile davon trockenfallen können,
breiten sich große Bestände der Wasseraloe oder Krebsschere Stratiotes
aloides im Wasser aus. Eine Begleitflora ist bis auf Ausnahmen nur noch in Form
von Uferstauden vorhanden und gemeinsam mit Stratiotes aloides kommen nur noch
vereinzelt Potamogeton natans und zuweilen massenhaft Lemna vor. Die
Wasseraloe als ausdauernde Pflanze wächst halb untergetaucht, teilweise freischwimmend
untergetaucht im freien Wasser von Gräben, Torfstichen oder stillen Uferbuchten.
Im seichten Wasser kann sie sich mit langen einfachen Wurzeln im Boden verankern. Die
Blätter entspringen einem gedrungenen Rhizom und bilden eine grundständige
Rosette. Sie können bis zu 50 cm lang und 4 cm breit werden, bleiben jedoch oft
kleiner. Bei der halbemers schwimmenden Form sind sie steif und ledrig, basal dreikantig
und am Rande mit spitzen Sägezähnen besetzt. Stratiotes aloides ist
eingeschlechtig und zweihäusig. Die gestielten weißen männlichen Blüten
sind ansehnlich und etwa 3 - 4 cm im Durchmesser. Eine Spatha umhüllt stets mehrere
Blüten, die nacheinander aufblühen. Im Gegensatz zu den männlichen Blüten
sind die weiblichen ungestielt und nur bis zu zwei in einer Spatha enthalten. Die Kronblätter
sind ebenfalls weiß.
Da sehr selten beide Geschlechter gleichermaßen in einem Bestand vertreten sind,
habe ich Samenansatz nie beobachtet. Stratiotes aloides verbreitet sich vorwiegend
auf vegetativem Wege durch Ausläufer und Thuronien. Die Thuronien, auch Hibernakeln
genannt, sind Überwinterungsknospen. Der Blattschopf sinkt im Herbst zu Boden
und überdauert dort den Winter. Das Absinken beginnt bereits Mitte September.
Im darauffolgenden Frühjahr steigen die Rosetten mit zunehmender Taglänge
und der Gewässererwärmung wieder zur Oberfläche auf. Zugleich schweben
Tausende winzigster Stratiotes aloides im Wasser, die sich aus den Überwinterungsknospen
gebildet haben.
Da das Trebeltal ein sehr interessantes Ökosystem ist, das noch Arten und Pflanzengesellschaften
enthält, die in anderen Gegenden Deutschlands unwiederbringlich verschwunden sind,
wurde in einem umfänglichen und aufwendigen EU- geförderten Projekt die Renaturierung
von Teilen der Trebelniederung in Angriff genommen. Dabei wird angestrebt, die natürlichen
Wasserstandsschwankungen durch periodische Überflutungen im Frühjahr, teils
auch im Herbst zu Renaturierung der Biotope zu nutzen. Ehemalige Flußschleifen,
die abgetrennt und durch den Trebelkanal begradigt wurden, werden dabei wieder in das
Flußsystem eingebunden, wobei der Kanal noch erhalten bleibt, die Hauptfracht
der Wassermassen jedoch dem Renaturierungsbereich zugeführt werden.
1996 wurde ein EU- gefördertes Projekt zur Renaturierung des Flusstalmoores "Mittlere
Trebel" umgesetzt. Es war hierbei wichtig den ursprünglichen, mäandrierenden
Verlauf der Trebel wieder herzustellen. Dazu mußsten mehrere Schöpfwerke,
die verschiedene Polder entwässerten rückgebaut, Deiche eingeebnet und der
Fluss wieder in sein ursprüngliches Bett geleitet werden. Die Entwässerungsgräben
der Polder wurden zwar nicht zugeschüttet, jedoch weitgehend verbaut und stillgelegt.
Ziel des Projektes ist die Wiederherstellung der ökologischen Bedingungen eines
naturnahen Flusstalmoores
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